Fantastische Federreisen – auf in Runde 8!

BACK TO SCHOOL – Fantastische Federreisen 8 – Über die Deutlichkeit der Streichung

Die Kunst weiß es längst: Was durchgestrichen wird, ist erst recht sichtbar. Ganz prägnant im Werk von Basquiat. Und auch aus Illustrierten oder aus dem Fernseher kennen wir das: Der Zensiert!-Balken schiebt unser Neugier einen Riegel vor. Aber eine einfache Streichung? Da ist gerade genug zu sehen, um die Stielaugen auszufahren.

Oder anders: In Zeiten von Corona ist uns das Streichen ein vertrautes Konzept.

Freunde treffen? Das war gestern…

Der sechzehnte Geburtstag? Nur zwei Haushalte… Und bitte denkt um Himmels Willen an den Abstand!

Urlaub? Nicht doch! Klar gestrichen!!!

Schule?

ZENSIERT. ZENSIERT. ZENSIERT.

Was bleibt? Das Gefühl des Verlusts…

Wir wissen genau, dass da etwas war, was aus unserem Leben gestrichen wurde.

Auch der Autor und Dozent für kreatives Schreiben David Levithan weiß um die Kunst des Streichens. In seinem Roman „Mein Bild sagt mehr als deine Worte“ dominiert der bewusst gestrichene Text die offizielle Handlung:

„Evan, spinnst du jetzt total?“

„Du bist ja wohl auch krank im Kopf.“

„Nein.“

„Erstens glaube ich nicht, dass uns Ariels Eltern in ihr Zimmer lassen nach der ganzen Geschichte. Zweitens wissen wir überhaupt nicht, ob ihr Tagebuch, das ich nicht lesen will, noch da ist. Und drittens… hab ich allmählich echt genug von dir na ja, macht man das eben nicht.“

„Du weißt doch auch, wo der Hausschlüssel versteckt ist, oder? So leicht entkommst du mir nicht. Er liegt bestimmt immer noch an derselben Stelle. Keiner nicht einmal deine neue Freundin braucht jemals zu erfahren, dass wir dort waren. Niemand. Es ist der einzige Weg, um es herauszufinden.“

David Levithan: „Mein Bild sagt mehr als deine Worte“. Cbt. 2014, S. 79.

Schreibaufgabe: Schreibe eine Szene im Schulhaus, die vordergründig noch so harmlos sein kann. Doch der gestrichene Text, sei es ein Subtext oder Gegentext, verrät das, worum es eigentlich in der Handlung geht.

Nehmen wir zwei Beispiele:

  • vordergründig beste Freundinnen – hintergründig großer Zickenalarm
  • für alle sichtbar, die heile Welt – dahinter das verlorene Paradies

 Teilnahme: Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen

Abgabe: bis Freitag, 11. Juni 2021 an: leni.rothe@wirtemberg-gymnasium.de

 Viel Spaß beim Schreiben!

 Eure federführenden Reiseleiterinnen Leni Rothe und Britta Franke

Die Illustrationen sind wie immer von unserer fantastischen Jessica Wald (jessicawald.de).

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