Ein doppeltes Jubiläum in den Naturwissenschaften: 15 Jahre Nat-Working-Stützpunktschule und 15 Jahre S1-Labor
Im Zusammenhang mit dem MINT-Schwerpunkt freut uns am WiGGY dieses doppelte Jubiläum ganz besonders. Die Kolleginnen und Kollegen der naturwissenschaftlichen Fächer und ganz besonders Herr Müller verweisen nicht ohne Stolz auf das Erreichte:
Mit der NaT-Working Stützpunktschule fing alles an im Jahr 2000 an den EMBL (Europeen Molekular Laboratories) in Heidelberg anlässlich einer Tagung zu Molekularbiologie in den Schulen. Die kleine Gruppe von Kollegen aus Stuttgart, die auch das Fortbildungsteam Molekularbiologie bildeten (Heinze und Müller vom WiGGY, Braun aus Schwäbisch Hall und Ost vom Regierungspräsidium Stuttgart), betrat den Ausstellungsraum und begutachtete die Exponate und Poster. Kollege Hansen aus Bad Säckingen stellte gerade sein Poster mit der Darstellung eines interessanten Wettbewerbs auf. Schüler sollen Arbeiten zur Molekularbiologie anfertigen und diese beim RP Freiburg zur Beurteilung einreichen. Wenn die Arbeiten für gut befunden würden, dürften sie zu einem Symposien fahren, auf dem Wissenschaftler Vorträge halten. Eine gute Idee. Herr Ost sprach Herrn Müller damals an: „Kannst Du für uns im RP-Bezirk Stuttgart auch so etwas aufbauen?“ Und Herr Müller meinte: „Das mache ich, nur möchte ich keine Kopie von dieser Veranstaltung machen, sondern etwas Neues aufbauen.“
Wieder zu Hause in Stuttgart, überlegte er sich ein Konzept, wie Schülerinnen und Schüler gewonnen werden können für die neuen molekularbiologischen Techniken. Ziemlich schnell stand fest, dass wir die PCR und einen gentechnischen Versuch mit einbauen. PCR deshalb, weil Herr Heinze und Herr Müller hier schon mehrere Jahre Erfahrung hatten und diesen Versuch zur Fortbildung anboten, so auch beim EMBL und beim KIT in Karlsruhe sowie auf Tagungen im RP Stuttgart. Die Lizenz zu S1 Versuchen hatten wir am WiGGY uns damals auch schon erworben. Herr Heinze zeigte sich vom Konzept gleich begeistert, und wir suchten gemeinsam zur Ergänzung noch einen dritten Versuch, der aus der Forschung der modernen Technik heraus durchgeführt werden konnte. Die beiden vorgeschlagenen Versuche arbeiteten mit DNA; nun musste noch ein Versuch mit Proteinen her. Und so kamen wir beide auf die Idee, anstelle eines DNA-Fingerprintings auch einen Versuch zu Protein-Fingerprinting einzurichten. Nur wer soll diesen machen? Wir fanden einen begeisterten Anhänger unserer molekularbiologischen Fortbildungen, Herrn Schwertner vom Wilhelms-Gymnasium in Stuttgart-Degerloch, der auch mit großer Begeisterung für diesen Versuch mit ins Projekt einstieg.
Nachdem das Konzept stand, suchten wir Sponsoren für dieses Vorhaben. Kontakte mit der Robert Bosch Stiftung wurden geknüpft. Herr Müller publizierte in einer Zeitschrift von BioPro Baden-Württemberg die Idee, ein S1 Labor für Schülerinnen und Schüler aufzubauen. Zwei Tage nach der Veröffentlichung der Zeitschrift meldete sich Professor Wolf vom Biochemischen Institut der Universität Stuttgart und bot seine Hilfe an!
Während wir alle Vorbereitungen für unser Projekt planten, wurde am WiGGY der Raum 220/221 zu einem neuen Biologieraum umgebaut. Dabei konnten wir alles so einrichten, wie es für die besonderen Anforderungen und hohen Standards eines S1 Labors erforderlich und vorgeschrieben ist. Gegen Ende 2000 entschied die Robert Bosch Stiftung sich zur Unterstützung unseres Projekts, und wir erhielten damals 80.000 DM Startkapital für 10 Jahre. Die Versuchsmaterialien für den S1 und den Fingerprinting Versuch bekamen wir von der Firma BioRad aus München, die diese Versuchs-Kits in den USA herstellt. Den PCR Versuch entwickelte bereits ab 1997 vor allem Herr Heinze gemeinsam mit Herrn Müller. Hier konnten wir also auf „Altbewährtes“ zurückgreifen.
Und so konnte 2001 das Projekt starten. Seither kommen pro Jahr bis zu 25 Biologiekurse aus ganz unterschiedlichen Einrichtungen ans WiGGY und machen die Versuche in unseren Labors. Das Einzugsgebiet geht weit über Stuttgart hinaus bis Heilbronn. Weit über 10 000 Schülerinnen und Schüler im Großraum Stuttgart bzw. dem mittleren Neckarraum haben bisher die Kurse besucht. Wie geplant stieg dann nach 10 Jahren die Robert-Bosch Stiftung als Sponsor aus. Danach übernahm die Firma August Hedinger für drei Jahre das direkte Sponsoring. Seit zwei Jahren werden wir von dieser Firma indirekt unterstützt, d. h. wir bekommen wichtige Chemikalien und Materialien gesponsert. Das Projekt unseres NaT-Working-Projekts wurde dann Mitte 2000 in einer weiteren abgewandelten Version vom RP Karlsruhe übernommen.
Den offiziellen Titel Nat-Working Projekt dürfen wir seit 2004 führen. Das genehmigte uns das RP Stuttgart unter dem Biologiereferenten Dr. Rau. Mit dem Biochemischen Institut der Universität Stuttgart besteht bis heute ein enger Kontakt. PD Dr. Rudolph ist unser biologischer Sicherheitsbeauftragter; er hält Vorträge für interessierte SchülerInnen am WiGGY und an verschiedenen Gymnasien. Auch im Rahmen des Seminarkurses in der Kursstufe gibt es eine enge Kooperation, und jedes Jahr wird einer Schülerin oder einem Schüler die wissenschaftliche Mitarbeit am Universitätsinstitut ermöglicht. Wir am WiGGY freuen uns über diese erfolgreiche Initiative und gratulieren zu diesem Jubiläum im MINT-Bereich. Unser besonderer Dank gilt Herrn Müller für seinen unermüdlichen Einsatz für das Projekt und seine kompetente Projektleitung.
ML/KY